Eine Pflichtveranstaltung für die Politik, die auch dieses Jahr wieder stattfand, war das Debatt(l)e Royal auf dem Gamescom Congress. Dieses Jahr haben sich folgende Politiker:innen den Fragen von Maxim Markow, Kim Adam (Freiraumreh) und dem Twitch Chat gestellt: Franziska Giffey (SPD) – Landesvorsitzende der SPD, Natanael Liminski (CDU) – Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien des Landes Nordrhein-Westfalen, Bijan Djir-Sarai (FDP) – Generalsekretär der FDP sowie Emily Büning (Bündnis 90 / Die Grünen) – politische Bundesgeschäftsführerin.

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gamescom congress 2023, Debatt(l)e Royale, Konrad-Adenauer Saal, Congress-centrum-Nord

Die Highlights des Debatt(l)e Royal kompakt

Der Finanzierungsstopp für die Gamesbranche scheint beschlossene Sache zu sein, allerdings lassen Kommentare von Bijan Djir-Sarai sowie von Franziska Giffey einen Funken Hoffnung, dass “das letzte Wort noch nicht gesprochen sei”. Es findet bereits Landesförderung statt, wie in Nordrhein-Westfalen oder Berlin. Die Parteien sind sich einig, dass es einer Förderung weiterhin bedarf, um Deutschland konkurrenzfähig auf internationaler Ebene zu machen.

Neues Jahr – gleiches Dilemma

Die Diskussion über die Games-Förderung ist nichts Neues, darüber sind sich alle Anwesenden einig. Natanael Liminski nennt die wiederkehrenden Diskussionen über dieses Thema als sinnbildhaft, die Ansichten zu diesem Thema zwischen den Parteien seien nicht allzu groß. Der Generalsekretär der FDP hatte Hoffnungen in die Corona-Pandemie gesetzt, dass diese als Booster für Digitalisierung und Gaming dient, beispielsweise in Bereichen der Medizin oder Verwaltung. Auch wenn Fortschritte erkennbar sind, wurden die persönlichen Erwartungen nicht erfüllt, so Djir-Sarai. Es fallen immer wieder die Worte der Förderung und Planungssicherheit. So wie es aktuell um Deutschland als Gaming Standort steht, kann mit Sicherheit behauptet werden, dass wir auf internationaler Ebene nicht wirklich konkurrenzfähig sind.

Wie funktioniert Games-Förderung?

Die Games-Förderung wurde bereits 2020 etabliert, im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich oder Kanada steckt die Förderung in Deutschland allerdings in den Kinderschuhen. Dank der Förderung konnte bisher 46 % an Neugründungen und 19 % an Beschäftigungswachstum verzeichnet werden. Allerdings ist die Games-Förderung aktuell Out-of-Money, sodass bis Anfang 2025 keine neuen Spiele, beispielsweise Fördermittelanträge bewilligt werden können. Die Förderung kann dabei unterschiedliche Art und Weise funktionieren, beispielsweise durch eine einmalige Finanzspritze, so wie es bisher der Fall ist, oder durch steuerliche Games-Förderung wie etwa der Teilerstattung der Entwicklungskosten durch Steuererklärungen in Ländern wie Frankreich oder Großbritannien. Dabei kann sich das Geschäft für Deutschland durchaus lohnen, denn erste Hochrechnungen zeigen, dass eine solche Förderung mehr Geld einbringen kann, als sie kostet. So rechnet der game – Verband der deutschen Games-Branche e. V. pro 1 € Förderung mit circa 1,80 € Steuereinnahmen und zusätzlich 8 € Investitionen.

Bijan Djir-Sarai pflichtet Liminski zu, dass es nichts bringt, wenn bei jedem Treffen von Branche und Politiker um Gelder gefragt werden muss. Wenn Deutschland als Gaming Standort attraktiv gestaltet und etabliert werden soll, dann heißt es auch dementsprechende finanzielle Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, so Djir-Sarai.

Das die Förderung auf Landesebene weiterläuft, bekräftigen SPD und CDU die ganze Veranstaltung lang nicht zu knapp, entweder geht es um Berlin oder Nordrhein-Westfalen. Berlin hat die vielfältigen Programme, das Land NRW hat hingegen trotz schwieriger finanzieller Umstände dieses Jahr noch einmal ihre Förderung um eine halbe Million Euro aufgestockt. Zwischenzeitlich hat man als Zuschauer:in das Gefühl vermittelt bekommen, dass es hier eher um eine Wettkampfveranstaltung ging, als um eine Diskussion über den Games Standort Deutschland. Auch Emily Büning, welche im allgemeinen streckenweise gar nicht zur Sprache kam, stellt den Anwesenden die Frage, ob gerade jetzt die Zeit zum Sparen sei und verneint diese selbst. Trotz drohender Rezession hinterfragt Sie, ob die berüchtigte schwarze 0 weiterhin bestehen bleiben muss.

Die Teilnehmer:innen v.l.n.r.: Maxim Markow (Moderation), Franziska Giffey (SPD), Bijan Djir-Sarai (FDP), Emily Büning (Bündnis 90 / Die Grünen), Natanael Liminski (CDU) und Kim Adam (Moderation)
gamescom congress 2023, Debatt(l)e Royale, Konrad-Adenauer Saal, Congress-centrum-Nord

Thema Games als Berufsfeld

Endlich, die Antworten werden abwechslungsreicher, nicht zuletzt durch eine eingeschobene Runde Tricky Towers, welche von den anwesenden Politiker:innen gespielt wurde. Die Frage des Kulturpasses kommt auf welcher alle Personen, die dieses Jahr ihre Volljährigkeit erlangen, befähigt, einen 200€ Gutschein zu bekommen, um die deutsche Kultur zu fördern. Diese kann beispielsweise in einen Museums- oder Konzertbesuch investiert werden – aber warum ist dieser nicht für Games gültig? Leider findet keiner der anwesenden Personen eine adäquate Antwort auf diese Frage, es sei noch in der Testphase und es wird evaluiert, welches Potenzial das Projekt “Kulturpass” mit sich bringt, so der Konsens. Der Andrang Games in Deutschland zu studieren nimmt zu, dabei ist der SPD die Verbindung von Hochschule und Unternehmensgründung ein wichtiges Anliegen, da die Jobs in der Branche so vielfältig sind und viel Entwicklungspotenzial vorhanden ist. Die CDU bringt hierbei die Gamification, also das Verbinden von “Education” (Lehre) und “Gaming” zur Sprache, sodass hier der Quereinstieg gefördert werden kann, wie etwa die Ausbildung von Piloten an modernen Flugsimulatoren. Die Grünen und die FDP sehen schon viel früher Potenzial nach dem Vorbild Kanadas, welche Schnittpunkte in verschiedenen Schulfächern aufzeigt, sodass auch Lehrer:innen mehr mitgenommen werden müssen. Ebenso gibt es in Deutschland keine Ausbildungsberufe im Bereich Gaming, nur Studiengänge. Unser prominentes Beispiel ermöglicht es etwa in Studiengängen der Historik auch Gaming Module mit anrechnen zu lassen. Vielleicht würde eine Runde Assasin’s Creed dem Geschichtsunterricht in Deutschland ja auch mal guttun?

Der E-Sports und die Fankultur

Auf Maxims Frage “Wer von euch war schon einmal bei einem E-Sports Event?” meldeten sich prompt einige Hände aus dem Publikum, wenige aber auf dem Podest. Mag man Franziska Giffeys Wörtern Glauben schenken, dann möchte Sie bis nächstes Jahr mit Maxim Markow ein großes E-Sports Event besuchen. Natanael Liminski möchte Diskussionen über die Gemeinnützigkeit oder Sportverbände von E-Sport nicht mehr führen, wenn jetzt schon über 100.000 Menschen etwa in die Lanxess-Arena strömen, um an E-Sports Events als Zuschauer teilnehmen zu können. Die FDP hingegen geht noch einen Schritt weiter. Djir-Sarai sagte letztes Jahr selber, dass es dieses Jahr keine Diskussionen mehr über Gemeinnützigkeit geben würde und das Thema so weit in Bearbeitung sei. Dies wolle er dieses Jahr nicht noch einmal wiederholen, aber es soll bis zum Ende dieses Jahres möglich sein, dass sich erste E-Sport Sportverbände gründen können. Die CDU hoffe auf eine generelle Gemeinnützigkeit für den E-Sport mit klaren Regelungen, damit sich die Regierung nicht aussuchen könne, welche Spiele E-Sports würdig und damit der Gemeinnützigkeit unterliegen würden und welche nicht.

Franziska Giffey (MdR (SPD) Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Bürgermeisterin von Berlin) auf der gamescom 2023
Franziska Giffey (MdR (SPD) Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Bürgermeisterin von Berlin) auf der gamescom 2023 | © Koelnmesse / gamescom / Uwe Weiser

Auf die Frage, warum der E-Sports noch so männerdominiert ist und ob es politische Hebel geben würde, welche es Frauen den Eintritt in den E-Sports zugänglicher machen würde, antwortete Büning, dass verschiedene Programme jetzt bereits junge Frauen fördern und den Eintritt in den Sektor verbessern. Dialoge finden statt, mittlerweile spielen Frauen und Männer gleichermaßen viel in Deutschland, aber wenn man in die Breite gehen will, kann man nicht nur erfahrene Spielerinnen mitnehmen, sondern Anreize schaffen, um neue Frauen begeistern zu können.

Welche Themen gibt es für die Zukunft zu besprechen?

Die Abschlussfrage des politischen Talk’s schaut nach vorne und möchte die Wünsche und Ideen der Anwesenden untersuchen.
Sofern alle in diesem Jahr anwenden Politiker:innen auch nächster Jahr wieder teilnehmen können, würde sich Franziska Giffey mehr zum Thema Ausbildung in der Gaming Branche wünschen. Die FDP wünscht sich, dass Deutschland eine gemeinsame Strategie nach Kanadas Vorbild bekommen soll, viele Bundestags oder Landtagsabgeordnete haben wenig Ahnung von Gaming, gerade die sollten abgeholt werden. Für Büning ist der europäische Raum ein wichtiges Feld, um nächstes Jahr dort noch mal nachhaken zu können. Hier soll die Zusammenarbeit auf einer größeren Ebene diskutiert werden und auch die Frage geklärt werden, was es denn noch für den Kulturraum Europas bedarf. Natanael Liminski beendet die Runde mit der Hoffnung, dass zukünftige Diskussionen rund um das Thema Förderung vom Tisch sind und im Zweifel nur noch das “Wie?” geklärt werden muss, aber er sieht auch Potenzial im Thema Gamification sowohl für die Endnutzer:innen als auch für die Wirtschaft.

Persönliches Fazit zur Debatt(l)e Royal des Congress

Dies ist mein viertes Debatt(l)e Royal, welches ich verfolgt habe und beim Schreiben dieses Artikels habe ich mir die Frage gestellt, warum meine Notizen so lang und doch immer wieder gleich sind. Es gab keine wirklichen Neuerungen oder Überraschungen und ob Ende des Jahres bereits erste E-Sport Vereine in Deutschland das Licht der Welt erblicken, ist mehr als fraglich. Die Moderation von Maxim Markow und Kim Adam war unterhaltsam und hier und da schön provokativ, die Antworten dagegen teilweise gewohnt unpräzise und wiederholend. Ich bin gespannt, wie viel Gleiches wir nächstes Jahr zu hören bekommen, aber ein DeBATT(L)E Royal, war das für mich nicht.

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Verfasst von:

Overthinking gaming enthusiast with Twitch tendencies

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