Ebenso wie im letzten Jahr wurden Politiker:innen von Bundes- und Landesebene auf den Gamescom Congress eingeladen. Während es früher “Debatt(l)e Royal” hieß, handelte es in diesem Jahr nur um ein normales Panel mit dem Thema “Games-Standort Nr. 1 – Wie gelingt Deutschlands Aufholjagd?”. Gleiche Themen, gleiche Antworten, keine wirkliche Veränderung.

Durch den rund einstündigen Talk moderierte Frauke Holzmeier – Ressortleiterin Wirtschaft RTL News, RTL News / ntv. An ihrer Seite verschiedene Spitzenpolitiker:innen auf Bundes- und Landesebene. Mit dabei waren Franziska Giffey (SPD) – Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe Senatsverwaltung für Wirtschaft / Berlin, Michael Kellner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) – Parlamentarischer Staatssekretär, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Fabian Mehring (Freie Wähler) – Staatsminister für Digitales, Bayerisches Staatsministerium für Digitales sowie Nathanael Liminski (CDU) – Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen.

Politik-Talk auf dem Congress: Gleiche Themen, ähnliche Antworten

Deutschlands Umsatz an der international gemessenen Spielebranche macht rund 5 % aus, da ist der aktuelle Frust der Branche durchaus verständlich, so die Teilnehmer:innen bei dem diesjährigen politischen “Light-Format”. Ebenso wie letztes Jahr ging es vordergründig um die Förderung der Gamesbranche und damit auch um die Frage, inwiefern Deutschland als Games-Standort taugt. In der rund 56-minütigen Veranstaltung dominierte dieses Thema zunehmend – aber das ist nichts Neues.
Franziska Giffey sieht die Gaming Industrie in Deutschland als absolute Zukunftsbranche an, während Michael Kellner betont, dass die neue Förderrichtlinie vieles besser macht, um Deutschland als einen internationalen Gaming Standort etablieren zu können.

Zu der Förderrichtlinie hat der game – Verband der deutschen Games-Branche – einen anschaulichen Beitrag verfasst. Mithilfe dieser Förderrichtlinie bekommen Start-ups in der Gaming Branche eine Unterstützung von rund 50 %, kleine und mittelständische Unternehmen 45 % und die großen Player der Branche immerhin 25 %. Zudem kann ein Fördertopf auch nicht immer voll und groß genug sein, so Kellner. Für Projekte, die über mehrere Jahre angelegt sind und für Unternehmen, die sich solche finanziell leisten können, sind die neu geplanten Steuerrückerstattungen oftmals eine bessere Alternative.

Für Liminski und Mehring bedarf es aber mehr als nur einer Förderung. Ein Konsens in der Bundesregierung zu dem Thema, welches nun seit mehreren Jahren ausführlich besprochen und diskutiert wird, sei löblich, allerdings müssen nun auch Taten folgen. Jedes Jahr über das Thema der Förderung der Games-Branche zu reden, sei belastend, da bleiben andere Themen auf der Strecke, wie etwas die Nachwuchsförderung, so Liminski. Das ist Kreativität, die nicht von künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte. Es müssen bspw. einheitliche Hochschulabschlüsse für die Gaming-Branche etabliert werden. Fabian Mehring stellte zum Beginn der Veranstaltung klar, dass ein Imagewandel notwendig sei und man von den Stereotypen “Games ist ein Hobby für IT-Nerds” wegkommen müsse.

Gemeinnützigkeit, Innovationen und die Zukunft von Gaming-Deutschland

Dass Gaming ein Wirtschafts- und Innovationsfaktor ist, da sind sich alle Anwesenden einig. Auch die Frage der Gemeinnützigkeit ist unabhängig von den politischen Farben keine Frage mehr, so Michael Kellner. Er freut sich über das olympische Zeichen und hätte den E-Sport gerne bereits in Paris gesehen, da das Internationale Olympische Komitee inzwischen dem E-Sport offiziell eine Bühne gibt. Allerdings werden viele Versprechungen gemacht, welche schlussendlich nicht eingehalten werden. Mehring betont daher, dass der “Bund ein seriöser Partner sein muss”. Die Länder müssen mit involviert und dürfen nicht vom Bund übergangen werden. Es kann nicht sein, dass rund 100 Millionen versprochen werden und anschließend kein Euro in den Studios ankommt.

Giffey greift diesen Punkt auf und appelliert, dass die Landesförderungen mit der Bundesförderung verbunden werden muss, es bedarf eines strukturierten Prozesses, welcher für Verlässlichkeit und Planbarkeit sorgt, denn: Gaming steht für Innovationen! Branchen wie die HealthTech (Kurzform des Begriffes “Health Technologie”) oder FinTech (Kurzform des Begriffs „Financial Technology“) profitieren durch die Gaming Branche, indem bspw. Chirurgen mit gamifizierten Ansätzen die Qualität ihrer Ausbildung steigern. In dem Atemzug erwähnt Giffey auch das “House of Gaming”, welches als Vernetzungspunkt und Anlaufstelle für die deutsche Games-Branche fungieren soll – der game hatte berichtet. Die Eröffnung sei für 2026 geplant.

Die Congress Talkteilnehmer:innen (v.l.n.r.): Frauke Holzmeier, Franziska Giffey, Michael Kellner, Dr. Fabian Mehring und Nathanael Liminski
Die Talkteilnehmer:innen (v.l.n.r.): Frauke Holzmeier, Franziska Giffey, Michael Kellner, Dr. Fabian Mehring und Nathanael Liminski | © Jonas Klemmer

Sind Änderung in Sicht?

Fakt ist: Es steht politisch viel auf dem Spiel! “Was in dem nächsten halben Jahr nicht umgesetzt wird, passiert in dieser Legislaturperiode nicht mehr.”, so Giffey. Grund dafür sind die anstehenden Bundestagswahlen, nächstes Jahr. Es muss mehr getan werden, sei es in der Förderung der Spitze oder der Umsetzung des Themas Gemeinnützigkeit – die ständigen Schuldzuweisungen bringen niemanden etwas, erst recht nicht den hunderten Studios in ganz Deutschland. Es kostet am Anfang alles Geld und vor allem bei den aktuellen Haushaltsverhandlungen ist dafür wenig Spielraum. Dennoch bleibt die Games-Branche ein wichtiges Gut für Deutschland.

Die Bundesländer stellen bereits Millionen für die Gamesförderung zur Verfügung, aber es scheitert aktuell an konkreten Umsetzungen, sodass der Frust der Branche wohl möglich länger anhalten wird. Vielleicht geht es nächstes Jahr dann etwas weniger um das theoretische Thema der Förderung, sondern mehr um praktische Ansätze und Lösungen.

Avatar-Foto

Verfasst von:

Overthinking gaming enthusiast with Twitch tendencies

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner